Das Geheimnis und die Kunst loszulassen
Taijiquan ist eine traditionelle chinesische Kampf- und Bewegungskunst. Sie geht auf den Meister Chen Wangting (1597-1664) aus der 9. Generation der Chen Familie zurück. Aus der Erfahrung mit den Kampfkünsten, den Erkenntnissen der daoistische Lehren und der inneren Alchemie entwickelte er das neue innere Kampfkunstsystem, was später Taijiquan genannt wurde. Chen Wangting erkannte die positive gesundheitliche Wirkung, die durch die inneren, spiralförmigen Bewegungen erzeugt wurde. Gleichzeitig erkannte er aber auch, dass durch die Entspannung im Körper eine grosse Energie freigesetzt wurde und dass die kämpferischen Fähigkeiten trotz des hohen Alters weiter anstiegen. Da beim Taijiquan innere Energie anstelle von Muskelkraft eingesetzt wird, ist Taijiquan von jung bis alt, gleichermassen erlernbar und praktizierbar.
Das Taijiquan nutzt die Philosophie von Yin und Yang. Darunter versteht man die Theorie der zwei Gegensätze, z.B. oben und unten, öffnen und schliessen usw. Beides muss anwesend sein, da ein Teil nicht ohne das jeweilige Pendant bestehen kann.
Im Taijiquan suchen wir die ständigen Verbindungen im Körper. Darunter versteht man die Verbindungen von Hüfte und Schulter, Ellenbogen und Knie, Händen und Füssen. Des Weiteren geht eine gedachte Linie durch das Ohr, das Schulter-, das Hüft- und das Sprunggelenk. Durch das Steigen des Kopfes mit dem gleichzeitigen Sinken des Steissbeines erzeugt man eine natürliche Ausdehnung innerhalb der Wirbelsäule, der Druck wird aus dem unteren Rücken genommen und die Bandscheiben werden einem geringeren Druck ausgesetzt. Der Rumpf muss dabei stets entspannt bleiben damit das Zwerchfell leichter sinken und eine tiefere Bauchatmung erzeugen kann. Die Armhaltung ist gerundet. Die Bewegungen der Schultern und Arme werden vom Rumpf erzeugt, wobei die Ellenbogen stets nach unten zeigen, damit sich keine Spannung in der Schulter aufbauen kann und eine Spiralbewegung erzeugt werden kann.
Der Schritt ist gerundet (Yuan Dang). Die Knie sind gebeugt und dürfen weder nach innen noch nach aussen kippen. Die Knie dürfen nicht über die Fussspitzen zeigen. Diese natürliche Bogenform muss immer gewahrt werden um einen stabilen, entspannten Stand zu erzeugen und die Spiralbewegung in den Beinen zu ermöglichen. Die Gewichtsverlagerungen wird durch das Lösen des Standbeines eingeleitet. Während dieser Aktion kommt das Prinzip der Waage zum Einsatz. Die Gelenke werden einer natürlichen Kompression ausgesetzt, was die Gelenke besser durchblutet und die Flexibilität der Gelenke und Sehnen verbessert; zudem kann dies Hüft- und Knieproblemen vorbeugen. Durch das Prinzip der Waage wird auch die Balance verbessert was sich positiv auf die Sturzprophylaxe auswirkten kann.
Die Bewegungen werden prinzipiell alle im unteren Dantian (Unterbauch) erzeugt. Durch das ständige Studieren des eigenen Körpers und dessen Bewegungen wird die Körperwahrnehmung verbessert. Ausserdem wird durch das ständige Lösen des Körpers der Geist mittrainiert und man kommt zur grösseren geistigen Entspannung, die jedem im Alltag zu Gute kommt.
Schon lange bevor uns Westlern dies bewusst wurde, hatten die Chinesen es schon lange erkannt: der ganze menschliche Körper ist mit Faszien (Bindegewebe) durchzogen und in ihnen beginnen oder enden viele Nervenzellen.
Da alle Bewegungen spiralförmig ausgeführt werden, werden die Faszien optimal stimuliert, Spannungen und Verklebungen werden aufgelöst. Bei Störungen der Gleitfähigkeit zwischen den Faszienschichten entstehen viele körperliche Probleme. Auch die Akupunktur wirkt über die Faszienschichten auf die inneren Organe. Das wichtigste am Taijiquan Training ist das täglich Training. Nur so kann das Gehirn und der Körper die inneren Prinzipien erlernen und erfassen.